Herausforderung gemeistert – Thora läuft auf Platz 61 von 126 Teilnehmerinnen
Biel/Engelskirchen. Die Bieler Lauftage, die alljährlich im Juni in Biel/Bienne in der Schweiz stattfinden, bestehen aus verschiedenen Volks- und Straßenläufen. Ausgerechnet den längsten dieser Läufe, den 100-km-Lauf, der als der größte seiner Art weltweit gilt, hatte sich Thora zum Ziel gesetzt. Obwohl man sich beim Veranstaltungsort Schweiz direkt bergiges Geläuf vorstellt, wartet dieser Lauf bei nur 485 zu bewältigenden Höhenmetern mit einem überraschend flachen Terrain auf.
Dass lange Strecken ihr Ding sind, hatte Thora schon mehrfach unter Beweis gestellt, u.a. hatte sie im letzten Jahr den Ruppichterother Osterlauf-Halbmarathon als schnellste Frau beendet. Nachdem ihr im letzten Spätsommer eine Schulteroperation eine lange Zwangspause eingebracht hatte, nahm sie sich vor, auf ein ganz besonders ambitioniertes Ziel hinzuarbeiten: die 100 Kilometer von Biel! „Wenn Du das schaffst, schaffst Du alles!“, ist das Motto der Veranstalter dieses Laufs, und das war für Thora genau das richtige Motto, um die Operation endgültig abzuhaken.
Punkt für Punkt arbeitete Thora den Trainingsplan ihres Personaltrainers Marcus ab und am 7. Juni war es so weit: um 22 Uhr fiel der Startschuss zu ihrem ersten 100-Kilometerlauf, bei dem sie als einzige Läuferin des VfL angetreten war.
Auch wenn eine derart lange Strecke den Teilnehmern reichlich Abwechslung im Gelände zu bieten hat (vom „City-Feeling“ beim Laufen in der Innenstadt über „Hill Running“ an den Aufstiegen in mehreren Tälern bis hin zu „Sightseeing“ entlang der Aare und der Alten Aare), liegt die besondere Herausforderung in Biel nicht nur in der Streckenlänge, sondern auch darin, dass es sich weitgehend um einen Nachtlauf handelt. Also kämpfen die Läuferinnen und Läufer nicht nur gegen muskuläre Ermüdung, sondern auch gegen die Monotonie des Laufens im Dunkeln. Das erfordert die wohlüberlegte Strategie, die Erschöpfung mit einem ökonomischen Laufstil so lange wie möglich hinauszuzögern und der Eintönigkeit des stundenlangen Laufens psychische Stärke entgegenzusetzen.
Und das gelang Thora richtig gut: im ersten Abschnitt der Strecke ordnete sie sich gleich auf Platz 18 in ihrer Altersklasse ein und hielt diesen Platz nicht nur, sondern arbeitete sich weiter vor auf einen 15. Platz. Angesichts der Länge der Strecke ist dieser Lauf in erster Linie nicht ein „Wettkampf“ gegen die anderen ist, sondern mehr ein „Kampf gegen sich selbst“, so dass es nicht verwundert, dass Thora im Lauf der Nacht wieder auf Platz 18 rutschte, was sie aber gleich wiedergutmachen konnte. Sie „kletterte“ auf Platz 16 in ihrer Altersklasse – und den gab sie bis zum Zieleinlauf auch nicht mehr her. Das bedeutete zugleich bei insgesamt 699 Finishern einen guten Platz 435.
Ob Thora die schwärmerischen Worte des Journalisten und Ultraläufers Werner Sonntag (339 Marathons und Ultraläufe, davon 33 Mal die 100 KM von Biel) teilen kann: „Nur wer einmal bei Sternenhimmel und Mondschein die 100 Kilometer unter die Füße genommen hat, kann ermessen, wie phantastisch das Laufen in der Nacht sein kann. Das Bett mit der Straße tauschen, dem Nachtleben der Natur frönen, das ist und bleibt einmalig. Das muss man erleben.“?
Da müsst Ihr sie schon selber fragen. Aber nach dem Motto der Veranstalter ist klar, Thora: Du hast das geschafft – also schaffste ab jetzt alles! 😉